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Texte
Der Leseprozess
Beim Lesen gleitet der Blick nicht gleichmäßig
über die Zeilen, das Auge führt Sakkadenbewegungen (Sprungbewegungen)
aus. Rückwärtssprünge sind notwendig, wenn Verstehensprobleme
auftreten.
Es werden erst einzelne Begriffe in Beziehung (=Kohärenz)
zueinander gesetzt, dann die Sätze.
Die Aktivierung von vorhandenem allgemeinen Wissen
ist notwendig, wenn keine syntaktische Kohärenz besteht. Hierfür
muss das Vorwissen der Leser richtig eingeschätzt werden. Den Prozess
der Verknüpfung des aktuellen Textes mit dem Vorwissen nennt man
Elaborieren.
In der Literatur erfolgt die Annahme eines netzwerkartig
organisierten Langzeitgedächtnisses: Beim Lesen macht man sich Gedanken
zum Lesestoff oder erzeugt Vorstellungen. Die neuen Informationen werden
mit Vorwissen verknüpft, Beziehungen werden hergestellt. So ist es
leichter, auf das neue Wissen zuzugreifen.
Das Behalten und Erinnern wird gefördert durch
das Finden eigener Beispiele, die Generierung visueller Vorstellungen, die
Formulierung eigener Fragen usw.
Beim Lesen schon erfolgt eine Reduktion des Stoffes
auf das Wesentliche durch Selektion bzw. Konstruktion, es erfolgt eine
Zusammenfassung. Die Voraussetzung seitens des Lesers ist die Fähigkeit,
das Wichtige erkennen zu können.
Formen des Lesens
Beim Lesen werden verschiedene Formen unterschieden:
- das lineare Lesen, Satz für Satz, wie z.B. ein
Roman gelesen wird
- das selektive Lesen, wie z.B. eine Tageszeitung gelesen
wird
- das konsultierende Lesen mit gezielter Informationssuche
z.B. bei einem Lexikon
- das differenzierende Lesen, z.B. das Durcharbeiten
eines Lehrtextes mit dem Ziel des Wissenserwerbs.
Textsorten
Man unterscheidet verschiedene Textsorten.
- Die expositorischen Texte beschreiben Sachverhalte
und erklären Zusammenhänge.
- Die narrativen Texte berichten über den Ablauf
von Handlungen und Ereignissen.
- Anleitende Texte vermitteln prozedurales Wissen.
- Didaktische Zusatztexte ergänzen einen Basistext.
Dies geschieht z.B. mit Lernzielangaben, Zusammenfassungen, kognitiven
Vorstrukturierungen, Exkursen, Glossaren und Kontrollaufgaben.
Ebenen der kognitiven Textverarbeitung
Die kognitive Textverarbeitung erfolg auf mehreren Ebenen.
- Auf der Ebene der basalen Verarbeitung erfolgt durch
sakkadische Augenbewegungen und die Aktivierung von Begriffen das Buchstaben-
und Worterkennen.
- Auf der Ebene der semantisch-syntaktischen Verarbeitung
wird Kohärenz hergestellt.
- Bei der elaborativen Verarbeitung erfolgt durch Einfälle
und Vorstellungen des Lesers die Verknüpfung mit dem Vorwissen.
- Auf der Ebene der reduktiven Verarbeitung passiert
die Verdichtung auf das Wesentliche.
- Bei der rekonstruktiven Verarbeitung wird das Wissen
genutzt.
(vgl. Ballstaedt. 1997. S. 21 ff.; Strittmatter/Niegemann. 2000. S. 100 ff.)
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